Schleiermacher

Der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Friedrich Schleiermacher widmet sich die Schleiermacher-Gesellschaft.

Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
*1768   †1834

Der Theologe, Philosoph, Pädagoge, Bildungsreformer und Prediger Friedrich Schleiermacher gehört zu den außergewöhnlichen Gestalten der modernen deutschen Kultur- und Geistesgeschichte. Er hat Generationen von jungen Wissenschaftlern und Theologen bis heute geprägt. Sein Werk weiß sich der kritischen Philosophie Kants verpflichtet. Es kann sich dem Rang nach mit den großen Systemen Fichtes, Hegels und Schellings messen. In seiner Schrift „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“ entwirft er 1799 ein neues Religionsverständnis: Religion ist Anschauung und Gefühl des Unendlichen, eine Empfindung des Herzens, die der Vernunft nicht widersprechen muss. 1809 wird er zum Prediger an der Berliner Dreifaltigkeitskirche berufen, nach der Eröffnung der Berliner Universität 1810 wirkt er als Professor in der theologischen und philosophischen Fakultät. Die in seiner Glaubenslehre und Ethik aufgedeckten Möglichkeiten und Grenzen modernen Bewusstseins und sittlichen Handelns bilden die Grundlage gegenwärtiger Kulturwissenschaft. Mit seiner unübertroffenen Übersetzung der Werke Platons wirkt er bis in die Gegenwart. Seine bildungsreformerischen Ideen sind unverändert aktuell; auf dem Gebiet der Pädagogik gilt er als Klassiker.

Aphorismen

Romantische Religiosität
„Das Wesen der Religion ist weder Denken noch Handeln, sondern Anschauung und Gefühl. Religion ist Sinn und Geschmack für’s Unendliche.“

Bildung
„Wer sich zu einem bestimmten Wesen bilden will, dem muß der Sinn geöffnet sein für Alles, was er nicht ist.“

Reform der Bildung
„Die beiden Hauptaufgaben der Erziehung bestehen darin, den Menschen tüchtig zu machen für die Gemeinschaften, in die er treten soll, und, seine eigentümliche Natur zu entwickeln.“

Philosophie
„Das Ausgehen von der Individualität bleibt aber gewiß der höchste Standpunkt, da er zugleich den der Allgemeinheit und der Identität in sich schließt.“

Moderner Protestantismus
„Die Frömmigkeit ist rein für sich betrachtet weder ein Wissen noch ein Tun, sondern eine Bestimmtheit des Gefühls oder des unmittelbaren Selbstbewußtseins. Das Wesen der Frömmigkeit besteht darin, daß wir uns unserer selbst als schlechthin abhängig bzw. als in Beziehung mit Gott bewußt sind.“